Erprobungsraum seit:
04/01/2020
Beratung und Begleitung von Modellvorhaben
Kirchengemeinden in Thüringen sollen bei der Umsetzung ausgewählter Modellprojekte aus dem Querdenkerprojekt der EKM unterstützt werden. Außerdem wird eine EKM-weite Vernetzung angestrebt.
Bisher dürfen wir uns über folgende Thüringer Modellprojekte freuen:
Meditativer Spielplatz in der Kirche
In der Kirchengemeinde in Niedergebra (KK Südharz) wurde das Projekt “Meditativer Spielplatz in der Kirche” im vergangenen Herbst realisiert und sehr gut angenommen. Es wird überlegt, die beiden „Erlebniswürfel“ auch in anderen Kirchen des Kirchenkreises zu nutzen. Mit diesem Modellbeitrag wird gezeigt, dass man mit kleinen künstlerischen Interventionen den eigenen Raum neu erleben und für sich erschließen kann. Besonders bei Jugendlichen kamen der „Tast- Klang- Würfel“ und der „Schaukelwürfel“ sehr gut an.
Bienengartenkirche in Roldisleben
Die Idee für die Gartenkirche kam 2016 aus Roldisleben selbst. Die Kirchengemeinde und eine Initiativgruppe mit weiteren Interessierten, z.B. Landschaftsplanern, Künstlern und Menschen aus dem Ort, wollte um die Kirche herum eine Bepflanzung mit Bibelpflanzen vornehmen und hier vor allem mit Kindern Vermittlungsarbeit leisten. Im Lauf der Projektentwicklung ist daraus die Bienen-Garten-Kirche St. Peter und Paul Roldisleben entstanden. Neben der Bepflanzung erfolgt nun auch eine Wissensvermittlung zum Thema Bienen. Genutzt werden künstlerische Aktionen, die Vermittlung von Wissen durch Information in einem bereits aufgestellten Pavillon, an Informationswänden und in der Kirche selbst und gemeinsame Pflanzaktionen sowie die Pflege der Bienen zusammen mit einem örtlichen Imker. Es werden Ausstellungen und Veranstaltungen organisiert und auch ganz praktisch gebaut.
Sozio-kulturelles Zentrum Martinskirche Apolda
2016 reichte die Kirchengemeinde Apolda gemeinsam mit dem Diakoniewerk Apolda die Idee einer Nutzung als Sozialkaufhaus für das Hauptschiff der Martinskirche zum Ideenwettbewerb ein. Da die Fläche dafür aber nicht ausreichend war, wurde daraus die Idee eines Sozio- kulturellen Zentrums entwickelt. In Zusammenarbeit mit der Stadt wurde für diese Idee 2020 in einem Vergabeverfahren ein besonderes Raumkonzept gesucht und gefunden: Das Architekturbüro Atelier ST wurde mit einem Raum-in-Raum-Konzept beauftragt, das Alt und Neu spannungsvoll verbindet und Raum für gemeinsames Tun schafft. Das Projekt erhielt 2020 den IBA-Projektstatus, der Beginn des Umbaus ist ab 2022 geplant. Mit dem Umbau wird gleichzeitig wertvolle Sicherungsarbeit an dem Baudenkmal geleistet und die Kirche hoffentlich langfristig erhalten.
Gesundheitskirche Blankenhain
Eine Kirche als Gesundheitskirche zu nutzen ist so ungewöhnlich wie auch naheliegend, zumal in einer Kleinstadt, die durch ein Klinikum und Gesundheitsangebote geprägt wird. Das dachten sich die Ideengeber, zwei Planer aus Rostock und Weimar, und die Kirchengemeinde Blankenhain, als sie 2016 gemeinsam diese Idee vorschlugen. Sie wurde, wie die anderen Modellvorhaben, durch eine Fachjury ausgewählt. Das Konzept beinhaltet drei Projektteile:
1. Umbau und Quernutzung der Kirche für Andachten und Gesundheitsangebote, 2. Umfeldgestaltung mit Hindurchflanieren durch den Raum auf dem Weg zwischen Stadt und Klinik, 3. Umbau des alten Kantorats als Pflegeschule für Angehörige. Mit der Vakanz der Pfarrstelle und aufgrund dringender Umbaumaßnahmen am Pfarrhaus, wurden die Aktivitäten um die Entwicklung der Gesundheitskirche zurückgestellt
Netzwerkkirche St. Johannis in Ellrich
Als Ort im ehemaligen Grenzgebiet hat Ellrich mit seinen beiden Kirchen eine schwierige Geschichte. Damit umzugehen und mutig in die Zukunft zu blicken ist das Ansinnen der Kirchengemeinde Ellrich. Die Idee der Netzwerkkirchen kam eigentlich nicht aus Ellrich, sondern aus kleineren Gemeinden, die zu Ellrich gehören. In der ursprünglichen Idee ging es darum, sich zu treffen und in den Orten zu vernetzen. Die Kirchengemeinde in Ellrich entwickelte diese Idee gemeinsam mit der IBA und der EKM weiter. Gedacht ist jetzt an eine Vernetzung von Kirche und Stadt, von Kirchengemeinde Ellrich und anderen Gemeinden des Bereichs aber auch eine Möglichkeit digitaler Vernetzungen mit dem Standort Johanniskirche Ellrich ist angedacht. Neu hinzugekommen ist die Vernetzung von Zeitschichten, die gerade begonnen hat. In Hörkreisen werden Ellrichs Geschichten von der Außenstelle eines KZ, vom Grenzgebiet mit geplantem Kirchenabbruch und Verfall der Johanniskirche, vom Zusammenbruch nach der Wende und vielleicht von neuer Entwicklung gesammelt und bearbeitet. Dazu wurde der Schweizer Künstler Jürg Montalta gewonnen, der dies mit viel Feingefühl macht. Ab diesem Jahr werden Zukunftsperspektiven das bestimmende Thema sein. Auch dazu wird es begleitete Aktionen geben, um möglichst viele Menschen zu beteiligen und die Kirche als Zentrum für neue Entwicklung zu gestalten. „Ellrich von morgen“ heißt es dann. Die Kirche soll zum Möglichkeitsraum und zur Ideenwerkstatt werden. Dazu soll für die Kirche (ein weitgehend leerer Raum) eine Möbellandschaft entwickelt werden, in der man seinen Ort für neue Ideen finden kann. Überdies ist auch an eine Vernetzung zwischen Himmel und Erde gedacht. In den wieder zu errichtenden Türmen kann man Gott ganz weit oben in einem Raum des Gebets ganz nah kommen.
Feuerorgel Kapelle Krobitz
Die Feuerorgel Kapelle Krobitz war das erste realisierte Modellprojekt aus dem Querdenkeraufruf und das erste signierte IBA- Projekt. Der international renommierte Künstler Carsten Nicolai aus Berlin hat 2017 mit seiner Installation „organ“, einer Feuerorgel, die lange Zeit geschlossene St.- Annen- Kapelle in Krobitz wieder zum Ort für Besuch und Andacht erschlossen. Aus etwa 20 besichtigten Kirchen wählte der Künstler diese Kapelle aus und spielte mit der Doppeldeutigkeit des Begriffes „organ“ als Orgel und Organ. Er äußerte, er habe dem Raum mit der Orgel ein lebenswichtiges Organ wieder geben wollen. Seit 2017 öffnen die BürgerInnen des kleinen Ortes Krobitz die Kirche, kümmern sich um die Orgel, empfangen Besuchergruppen und öffnen gemeinsam mit ihren Familien jeden ersten Sonntag im Monat von Ostern bis zum Tag des offenen Denkmals die Kirche und berichten über ihr Projekt. Sie zünden Kerzen an, halten inne und berichten über ihre guten Erfahrungen, die sie mit diesem Projekt machen (auch für sich persönlich). Mittlerweile hat sich die Projektgruppe erweitert und besteht aus Mitgliedern der Kirchengemeinde und anwohnenden Familien aus Krobitz. Zweimal im Jahr finden besondere Veranstaltungen statt. Das sind in der Regel Konzerte, in denen Künstler auf die Orgel reagieren. Kirchengemeinde und Bürger schmücken den Raum, die Landfrauen backen Kuchen und alle genießen dieses gemeinschaftliche Erlebnis mit Gästen aus nah und fern.
HER®BERGSKIRCHEN Thüringer Wald
Her( r )bergskirche – das besondere Schlaferlebnis! So finden Suchende die Herbergskirche in Neustadt am Rennsteig auf der Website von airbnb. Seit 2017 ist das Schlafen in der dortigen Kirche möglich. Allein mit sich und mit Gott in einem großen Kirchenraum. Die Einträge im Gästebuch berichten von beeindruckten Menschen, von Achtung und von Dankbarkeit. 2019 haben in der Neustedter Herbergskirche an 114 Tagen 154 Personen aus allen Teilen Deutschlands übernachtet. Dort erlebten sie die Kirche und die Menschen, die sich um sie kümmerten, ebenso wie den Ort und die Rennsteigregion. Für die Kirchengemeinde in Neustadt, die sich als hervorragender Gastgeber etabliert hat, ist es ein Erfolgsmodell, welches die Gemeinschaft gestärkt hat. Neben dem Übernachten in der Kirche konnten Chorproben und andere auch touristische Veranstaltungen, die es bereits gab, in die Kirche geleitet werden. So profitieren alle davon. Das Modellprojekt geht weit über das Schlafen in der Kirche hinaus. Die Gastgeberrolle, die die Akteure vor Ort einnehmen, stärkt den Zusammenhalt in der Kirchengemeinde und im Ort. Seit 2021 ist eine weitere HER®BERGE in der Lutherkirche in Tambach-Dietharz dazu gekommen. Auch hier gibt es eine Schlafstätte, allerdings diesmal im Turmzimmer direkt am Hauptraum der Kirche im Obergeschoss. Auch hier werden bei einem Besuch Besonderheiten des Gebäudes, des Ortes und der Umgebung mitgegeben von den AkteurInnen, die die Schlafstätte betreuen. Bis 2023 sollen es fünf Standorte in der Reinnsteigregion werden.