Neuaufbruch I: Wie fange ich an?
Gar nicht selten sind wir seit Beginn der „Erprobungsräume“ Menschen begegnet, die uns erzählten: „Etwas Neues auszuprobieren reizt mich schon, aber wie soll das gehen?“ Natürlich ist jeder Anfang anders. Es gibt auch kein Geheimrezept dafür, wie aus dem Wunsch nach Veränderung lebendiger Neuaufbruch wird. Ohnehin bleibt es dem Geist Gottes vorbehalten.
Die Suche nach neuen Wegen lässt sich häufig durch bestimmte Fragen leiten. Dabei spielt ihre Reihenfolge durchaus eine Rolle. Zum Beispiel lässt sich beobachten, dass die Frage „Wie fange ich an?“ bei erfolgreichen Neuaufbrüchen nicht an erster Stelle steht, sondern oft als lähmend empfunden wird. Sie kann aber zu noch grundsätzlicheren W‑Fragen führen:
- WARUM fange ich an?
Das ist die Frage nach dem ganz Grundsätzlichen. Sie rührt an meinen Glauben: Warum bin ich eigentlich hier? Verspüre ich so etwas wie einen inneren Ruf? Weisen mir meine Begabungen und Fähigkeiten vielleicht eine Richtung? Viele berichten davon, dass am Anfang ihres Neuaufbruchs das Gebet stand. Sie haben also diese Fragen an Gott gerichtet. Fast immer ist das Gebet ein wesentliches Element ihres weiteren Weges geblieben. - WO fange ich an? Oder präziser: WER ist mit mir hier?
Das ist die klassische Frage nach dem Kontext. Viele unserer Erprobungsräume leben vor allem davon, dass sie in einem bestimmten Umfeld unterwegs sind. Zu Beginn stand die Aufgabe, Menschen wahrzunehmen und gut zuzuhören: Wie leben die Menschen hier? Was ist ihnen wichtig? Was sind ihre Fragen und Nöte? Wofür brennen sie? - WAS fangen wir zusammen an?
Welche Fragen, Themen, Träume teilen wir? Was könnte ein gemeinsames Ziel sein, auf das wir mit vereinten Kräften zugehen? Welche Themen oder Grundsätze trennen uns auch und wie können wir auf diese Unterschiede Rücksicht nehmen? Schließlich: Haben wir Lust, etwas zusammen anzupacken? - WIE fangen wir an?
Wird die Frage nach dem Wie erst an dieser Stelle gestellt, sind im besten Fall schon mehrere Personen einbezogen und wichtige Grundsatzfragen geklärt. Nun kann sich der Blick auf die verschiedenen Gaben und Ressourcen richten. Wer von uns kann welchen Teil beitragen? Wer hat welche Kontakte? Wie arbeiten wir effektiv zusammen? Ein genaues Konzept kann erstellt oder eine Schrittfolge bestimmt werden. - WANN fangen wir an?
„Alles hat seine Zeit.“, heißt es in der Bibel. Und diese Einsicht bewahrheitet sich auch in Erneuerungsprozessen: Nicht immer ist die Zeit reif für den ganz großen Wurf, manchmal sind kleine Schritte angesagt; dann wieder kommt eine Zeit des totalen Umbruchs und der großen Entscheidungen; ein anderes Mal braucht es Zeiten des bloßen Wartens, des Hörens und der erneuten Suche. Die Frage nach der richtigen Zeit kann eine besonders schmerzhafte Frage sein. Denn sie verlangt von den Agierenden mitunter, mitten im euphorischen Anfangsprozess des Ausprobierens noch einmal ein Zurücktreten: Was ist jetzt gerade dran? In welcher Reihenfolge gehen wir vor? Wofür ist die Zeit jetzt reif?